Der Korruption mit Transparenz begegnen

Korruption existiert in Tansania genauso, wie in jedem anderen Land. Dies zu leugnen, wäre naiv. Dieses Eingeständnis bedeutet aber nicht, dass man lediglich die Wahl hat, die korrupten Parteien entweder zu ignorieren oder selbst Teil der Korruption zu sein.

Die Zusammenarbeit mit anderen ist selten einfach. Aber sie ist gleichzeitig der einzige Weg, die wichtigsten Ziele der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zu erreichen:  Nachhaltigkeit und Eigenständigkeit. Würden weder die Bevölkerung noch die Regierung in die Projektplanung und -umsetzung miteinbezogen, sei es beim Bau eines neuen Wassertanks, einer Schule oder einer Gesundheitsklinik – wer wäre dann für den Unterhalt, die Materialbeschaffung, die Einstellung und Entlöhnung von Mitarbeitenden, ja für den gesamten Betrieb verantwortlich? Zu oft werden die Möglichkeiten und Vorteile einer solchen Kooperation ignoriert. Das führt letztendlich dazu, dass die Beneficiaries auch nach Abschluss des Projektes auf die ständige (finanzielle) Unterstützung der Hilfsorganisation angewiesen sind. Aber irgendwie muss diese Ignoranz ja begründet werden, und in diesem Zusammenhang fällt dann oft das Stichwort Korruption, ohne dass man sich für die eigentliche Faktenlage interessiert.

Gemeinsames Projekt von Regierung, Gemeinde und Hilfswerk
Die effektivste Antwort auf Korruption ist Transparenz. Aus diesem Grund involviert World Vision Schweiz immer sowohl die Regierung, als auch lokale Interessensgruppen und die Bevölkerung in Projekte. Ein praktisches Beispiel dafür ist unser Bau einer neuen Klinik im tansanischen Muleba, wo bislang eine einzige Gesundheitsklinik 30 000 Menschen versorgte. Dieses Problem hatte hohe Priorität in unseren jährlichen Planungsgesprächen. Dass hier Handlungsbedarf bestand, erkannte auch die Regierung und hatte bereits Mittel budgetiert – jedoch nicht genug, um in naher Zukunft eigenständig etwas zu realisieren. In einem gemeinschaftlichen Projekt zwischen World Vision Schweiz, der Gemeinde und der Regierung konnte der Bau einer neuen Klinik angegangen werden. Ein Vertrag regelte die verschiedenen Zuständigkeiten; die Regierung sollte sich dort u.a. um die Anstellung von Mitarbeitenden und Unterkünfte für das Pflegepersonal kümmern. Der Bau der Klinik wurde fertiggestellt und die Regierung war ihren Aufgaben noch immer nicht nachgekommen, in der Hoffnung, wir würden ihr die Verantwortung abnehmen. Unsere lokalen Führungskräfte konnten schliesslich gemeinsam mit dem Regierungsvertreter Mittel und Wege finden, das fertigzustellen, was von der Regierung zugesagt worden war.

Die Zusammenarbeit war umständlich. Aber schlussendlich steht diese Klinik nun und hat die Pforten geöffnet, ohne dass sie weiteren Support von World Vision Schweiz benötigen wird. Entwicklungszusammenarbeit ist nicht einfach. Aber sie ist ein Weg, etwas zu verändern – trotz Korruption.