Mädchen in armen Ländern werden oft lange vor dem gesetzlichen Mindestalter gegen ihren Willen verheiratet. Welche Erfahrungen machen die Mädchen als Ehefrau, obwohl sie selbst noch Kinder sind?

Die World Vision-Studie «Kinderbräuten zuhören» erforscht die Hintergründe von Kinderheirat in Bangladesch, Mauretanien, Nepal und Tansania und lässt Betroffene zu Wort kommen. Was erhoffen sie sich von einer Heirat? Wie erleben sie die Realität nach der Heirat? Wie verändert sich ihr Leben als Ehefrau und junge Mutter? Die Ergebnisse der Studie sind im Bericht «Young and Married» zusammengefasst. 

Titelseite des World Vision-Reports: Yount and married: Understanding the experiences and needs of adolescent girls and yount women iun Bangldesh, Mauritania, Nepal, and Tanzania.

Lesen Sie den vollständigen Bericht in Englisch.

Gründe für Kinderheirat

Zu den wichtigsten Gründen, ein Mädchen früh zu verheiraten, zählen finanzielle Schwierigkeiten. Eltern sehen sich oft nicht in der Lage, weiter für die Ausbildung ihrer Töchter zu bezahlen. Jedes Kind weniger, das vom Familieneinkommen ernährt werden muss, erleichtert den harten Alltag. Gesellschaftliche, traditionelle Normen führen ebenfalls dazu, dass Mädchen ihr Leben nicht selbst gestalten dürfen, sondern als junge Ehefrau an den oftmals wesentlich älteren Mann und die Schwiegerfamilie gebunden werden. 

Bangladesch: Chadani hält ihren kleinen Sohn auf dem Arm.
Chadani (18) aus Bangladesch, wurde mit 14 verheiratet. Sie hat einen 3-jährigen Sohn und ist im 6. Monat schwanger.

Kinderheirat – ein komplexes Gefüge

Um ein möglichst breites Bild der erlebten Wirklichkeit zu erhalten, befragt die Studie «Kinderbräuten zuhören» junge, verheiratete Mädchen zu ihren Erfahrungen. So erzählen z.B. Chadani (18) aus Nepal, Fatimatah (15) aus Mauretanien und Farah (14) aus Bangladesch ihre Geschichten. Ihre Antworten zu Themen wie Selbstbestimmung, wirtschaftliche Sicherheit, Zugang zu medizinischer Versorgung, Erleben von physischer und/oder sexueller Gewalt, Schulbesuch etc. stellen die Autorinnen und Autoren den Berichten von unverheirateten Mädchen derselben Altersgruppe gegenüber. Dabei zeigt sich, dass Mädchen nach ihrer Heirat tendenziell einen höheren sozialen Status in der Gesellschaft haben. Die Schule besuchen verheiratete Mädchen jedoch deutlich seltener als ihre unverheirateten Altersgenossinnen. Unterschiede zeigen sich auch in den vier untersuchten Ländern. So haben in Bangladesch und Nepal knapp die Hälfte der befragten Mädchen kein Mitspracherecht bei der Entscheidung zu heiraten, während Mädchen in Tansania am häufigsten angeben, mitbestimmen zu können, wen und wann sie heiraten. 

Eine junge Frau in Kenia schaut nachdenklich nach links.
Junge Mädchen träumen von einer Zukunft, die durch eine frühe Heirat oft unmöglich wird.

Kinderheirat stoppen – aber wie?

Die Studie legt nahe, dass ein allgemein gültiges Patentrezept gegen Kinderheirat nicht wirksam sein wird. Im Gegenteil: es sei besonders wichtig, den Betroffenen zuzuhören und massgeschneiderte Lösungen für bestimmte Länder, Situationen und Altersgruppen zu finden. Das Problem ist komplex – das Leid, das Kinderheiraten für Millionen von betroffenen Mädchen bedeutet, ist immens. World Vision setzt sich dafür ein, dass Mädchen in der ganzen Welt in Frieden und Sicherheit aufwachsen und ihre eigenen Entscheidungen treffen können. 

 

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