In rund 100 Ländern ist das internationale World Vision-Netzwerk aktiv. Jedes Land kennt andere Traditionen zum Weihnachtsfest. Wir stellen einige vor. Heute: Weihnachtstraditionen aus Osteuropa und dem Kaukasus.


Kinder mit Weihnachtsbaum in Armenien

Eine besondere Zeit, auch in Armenien: Kinder schmücken den Weihnachtsbaum für das grosse Fest.

Text: World Vision Schweiz

Endlich ist es soweit: Es ist Weihnachten. Zumindest in der Schweiz. Denn in einigen Ländern dauert es noch zwei Wochen, bis sie das Fest feiern. In Georgien und Armenien zum Beispiel. Denn für die orthodoxen Kirchen im Kaukasus gilt der julianische Kalender. Und nach dem findet Weihnachten eben erst am 7. Januar statt und nicht wie bei uns Ende Dezember.

Altes und neues Neujahr im Kaukasus

Vor Jesu Geburt feiern die Menschen in Georgien den Jahreswechsel. Auch in Armenien, der ältesten christlichen Nation der Welt. Nach dem julianischen Kalender startet das neue Jahr zwar erst am 14. Januar. Aber anders als bei Weihnachten orientieren sich die Menschen für ihr grosses Neujahrsfest am neuen Datum und nicht am «alten Neujahr». Manche feiern mitunter zweimal Silvester. Die beiden Kalender geben es her.

Kinder mit Instrumenten und Tannenbaum in einer Kirche in RumänienNeujahr plus Weihnachten: Auch in Rumänien gehören zu beiden Tage Feste mit Gottesdienst und Tannenbaum.

Zum Jahreswechsel wird alles festlich geschmückt, auch ein Tannenbaum gehört dazu. Um Mitternacht wünscht man sich Gesundheit und Glück. Auch der zweite Tag des Jahres, in Georgien «Bedoba», hat einen symbolischen Charakter: Die Art und Weise, wie ihn die Menschen verbringen, soll ihr ganzes Jahr bestimmen. Dazu gehört eine reich gedeckte Tafel, «Supra» genannt. Traditionell dürfen zwei Speisen nicht fehlen: «Satsivi», Truthahn- oder Hähnchenteile in einer cremigen Wallnusssauce, und «Gozinaki», ein sehr knuspriger Nachtisch aus karamellisierten Nüssen und Honig.

Wohltätigkeit und Freude

Am Weihnachtsabend gehen die Familien in die Kirche und entzünden zurück in ihrem Haus Kerzen, die sie möglichst nah an das Fenster stellen. In Armenien heisst der Gottesdienst vor dem Fest «Dschrakaluytz», und es gehört zur Tradition, Öllampen anzuzünden, wofür «Dschrakaluytz» wörtlich steht. Das Weihnachtsfest selbst (armenisch: «Surp Dznunt») ist eines der grössten im Jahr. Traditionell kommt die ganze Familie zusammen, es wird gekocht, gegessen und getanzt. In Georgien ziehen Alt und Jung beim «Alilo» durch das Dorf, singen Volkslieder und sammeln kleine Gaben, die sie an Bedürftige verteilen. Auch in Albanien verteilt man Essen an die Armen und legt Almosen auf die Gräber der Verstorbenen.

Tanzende Kinder zu Weihnachten in GeorgienEin Fest der Freude und Symbolik: In Georgien tanzen die Familien zu Weihnachten und Silvester, hier tun es ihnen die Patenkinder von World Vision gleich. 

Weihnachten steht im Zeichen der Wohltätigkeit und der Freude. In einigen Regionen Albaniens gehören Schüsse oder ein Feuerwerk dazu, um die Lebensfreude zu zeigen. Da es eine symbolische Zeit ist, gibt es viele Traditionen, die als symbolischer Akt Familien im kommenden Jahr Gutes garantieren sollen. So wird zum Beispiel in Albanien und im Kosovo Stroh unter dem Tisch verteilt oder über die Felder verstreut, um eine gute Ernte zu sichern. In Georgien gilt die erste Person, die das Haus nach Mitternacht betritt (die «Mekvle») als Glücksbringer für das Jahr. Sie sollte auch Süssigkeiten verteilen, um allen angemessen zu gratulieren – und wird, um dem Schicksal nicht alles zu überlassen, gerne vorab bestimmt.

Das Ende der Fastenzeit

Noch etwas gehört für die orthodoxen Kirchen zum Weihnachtsfest dazu: die Fastenzeit. Sie dauert 40 Tage und beginnt je nach Kalender Mitte oder Ende November. Fleisch, Milch und Eier sind während der Zeit verboten, Fisch, Öl und Wein an bestimmten Tagen erlaubt. Am Weihnachtsabend endet das Fasten mit dem Aufleuchten der Sterne und es gibt überall ein grosses Fest. In Rumänien trinkt man den traditionellen Pflaumenschnaps («Tuică»), isst Kohlrouladen und Weihnachtskuchen. Im Kosovo fastet man noch bis zum nächsten Tag, begnügt sich am Weihnachtsabend mit fleischfreien Speisen wie Bohnensuppe und Kürbis und deckt den Tisch nicht ab, um ihn als Zeichen des Wohlstands für das kommende Jahr zu nutzen.

Kinder mit Kerzen zu Weihnachten und Neujahr in ArmenienLichter spielen zu Weihnachten und Neujahr eine grosse Rolle, zum Beispiel in Form von Kerzen. Hier lernen Kinder in Armenien, wie man sie macht.