Der Klimawandel treibt Millionen Menschen weltweit in eine lebensbedrohliche Spirale aus Hunger, Vertreibung und Gewalt. Das bestätigt auch ein aktueller Bericht der weltweit tätigen Kinderhilfsorganisation World Vision, der im Vorfeld des Earth Day (22.4.) veröffentlicht wird.
Stimmen aus Afghanistan und Syrien
„Ich schlief, meine Mutter weckte mich mit einem Schrei. Als ich aufstand, sah ich, dass das Haus unseres Nachbarn von einer Flut zerstört worden war.“ Ghor, Afghanistan*
„Früher gab es in unserer Gegend keine Konflikte [deswegen]. Ich sehe, dass die entstehenden Konflikte auf die Ressourcenknappheit im Zusammenhang mit dem Klimawandel zurückzuführen sind. Die Konflikte, die jetzt entstehen, drehen sich zum Beispiel um Oberflächen- und Grundwasser. Heutzutage erlaubt ein Nachbar seinem Nachbarn nicht, einen Brunnen neben seinem Brunnen zu graben, weil er Angst hat, dass der Brunnen, aus dem er trinkt und seine Felder bewässert, versiegt. Die Ressourcen werden von Tag zu Tag knapper, und die Fläche des produktiven Landes nimmt ab. All dies wird zu einer Zunahme der Konflikte führen.“
Idlib, Syrien **
„Der Zusammenbruch der Lebensgrundlagen zwingt die Menschen zur Migration. Das wiederum kann zu Landstreitigkeiten führen, wenn sie sich in neuen Gebieten niederlassen.“ Ghor, Afghanistan*
Zentrale Ergebnisse der Studie
- In Syrien erleben monatlich etwa 40 % der Befragten Überschwemmungen, 37 % Hitzewellen, und jeder Befragte hat im vergangenen Jahr mindestens eine Dürre erlebt.
- 82 % der weltweit Befragten sind der Meinung, dass der Klimawandel die Ernährungsunsicherheit unmittelbar verschärft.
- 60 % sagen, dass Klimawandel zur Vertreibung von Menschen führt.
- Fast 90 % der Befragten sehen im Klimawandel eine ernsthafte Bedrohung.
„Es braucht jetzt koordinierte, globale Massnahmen, um Millionen Menschen vor dieser existentiellen Krise zu bewahren“, betont Amanda Rives, Direktorin für Katastrophenhilfe bei World Vision International und meint weiter: „Zum Earth Day ist dies ein ernüchternder Weckruf. Der Klimawandel ist längst nicht mehr nur ein Umweltproblem – er ist eine humanitäre Krise.“
* Die Durchschnittstemperatur in Afghanistan ist zwischen 1950 und 2010 um 1,8 °C gestiegen, etwa doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt. Dies ging einher mit veränderten Niederschlags- und Schneeschmelzmustern in einem Land, das traditionell die meiste Zeit des Jahres trocken und heiss ist. In den 25 Jahren bis 2015 hat Afghanistan mehr als 400 Quadratkilometer (13 %) seiner gesamten Gletscherfläche verloren. (Quelle: UNFCCC)
** Der sinkende Wasserstand des Euphrat bereitet den Bauernfamilien in Nordsyrien, die von ihm abhängig sind, grosse Sorgen. Das irakische Ministerium für Wasserressourcen hat davor gewarnt, dass der Fluss bis 2040 ausgetrocknet sein könnte. Neben Hitzewellen leidet der Nordosten des Landes auch unter Waldbränden, strengen Wintern und Bodendegradation. (Studie, S. 10)
Hinweis zur Methodik:
Die Daten der Studie basieren auf einer Befragung von über 3’700 Erwachsenen in Krisenregionen in Asien, Afrika, dem Nahen Osten und Mittelamerika. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen klimatischen Veränderungen, Hunger und Konfliktgeschehen auf lokaler Ebene.
Die gesamte Studie finden Sie hier.
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