Severin Reichenbach erhält den Jahresbericht von Elisabeth Dolores, der Leiterin von World Vision Dominikanische Republik.
Text: Severin Reichenbach, Stiftungsrat World Vision Schweiz
Elisabeth Dolores, die Leiterin von World Vision Dominikanische Republik, empfing mich im Büro in der Innenstadt und trank einen Kaffee mit mir. Wir unterhielten uns über die Auswirkungen von Covid auf unsere Projekte, die sich akzentuierende Krise in Haiti sowie weitere Herausforderungen für das nationale Büro hier in der Dominikanischen Republik.
Besuch im Kinderclub im Entwicklungsprojekt Canaan. Ein Ort, an dem die Kinder gemeinsam Spass haben, spielen und nebenbei auch lesen lernen.
Eine Herausforderung ist die Mittelbeschaffung auf dem lokalen Markt. Man konnte in den letzten Jahren gute Beziehungen zu staatlichen Gebern aufbauen, aber es ist noch nicht gelungen, direkt die stark wachsende dominikanische Mittelschicht zu erreichen. Ich habe erfahren, dass das Patenschaftsmodell in diesem Markt wohl daher noch nicht gut funktioniert, weil die erforderlichen Beiträge für die lokale Bevölkerung zu hoch sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für World Vision Dominikanische Republik eine grosse Herausforderung ist, neben der Arbeit im Projektgebiet, der es an Qualität nicht mangeln darf, mit dem lokalen Fundraising zu beginnen.
Viele der Geschäftsbesitzer in den Strassenn Canaans haben eine Ausbildung bei World Vision gemacht oder sind ehemalige Patenkinder.
Projekt Canaan kurz vor der Übergabe
Das Projekt Canaan befindet sich in der Endphase, das konnte ich spüren. Und ich meine das im positiven Sinne. An der gebauten Wasserstation herrscht rege Betriebsamkeit und sie wird von den Einheimischen gewartet und betrieben. Die Kinderleseclubs werden von Freiwilligen geleitet, und eine Mutter erzählte ausführlich, wie sich in den letzten Jahren vieles zum Besseren gewendet hatte: Die Gesundheitssituation sei heute deutlich besser, die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern gestärkt und auch der Zusammenhalt in der Gemeinschaft sei gewachsen. Als wir durch das Viertel fuhren, sahen wir Dutzende von Geschäften (Kleidung, Friseure, Restaurants usw.), von denen viele Besitzer eine Unternehmerschulung bei World Vision absolviert haben oder in der Vergangenheit Patenkinder waren. Das Viertel ist zwar arm, aber nicht mehr arm dran. Die Bauten sind einfach, aber mit fliessendem Wasser und Latrinen inzwischen einigermassen bewohnbar. Die Menschen scheinen den Umständen entsprechend sehr zufrieden zu sein.
Die im Zuge des Projekts gebauten Wassersysteme werden fleissig gebraucht und von der Bevölkerung selbst gewartet.
Es war spannend zu erfahren, dass mein Fahrer (John Pinà) selbst einmal ein Patenkind war und jetzt als Manager für World Vision arbeitet und in der Hauptstadt Santo Domingo ein Leben in der Mittelschicht führt. Während des Gesprächs betonte er, dass die persönliche Beziehung zu seinem Paten für seine Entwicklung von entscheidender Bedeutung gewesen war. Wir hatten zuvor über die Herausforderungen des Patenschaftsmodells gesprochen, und gerade in Bezug auf den persönlichen Kontakt zwischen Pate und Kind bin ich stets etwas kritisch. Seine Schilderung hat mich jedoch nachdenklich gemacht, denn es hat mich überrascht, dass für ihn der Kontakt und die Ermutigung aus dem «Westen» so entscheidend war, um es dahin zu bringen, wo er heute ist.
Eine Patenschaft ist viel mehr als eine Geldspende: Starten Sie ins Abenteuer Kinderpatenschaft und verändern Sie Leben. Jetzt Pate/Patin werden!