Unsere Mediensprecherin Manuela Eberhard unterstützte in Nepal zwei Wochen lang den Hilfseinsatz von World Vision. Hier und am 3. Juni beim Girl Rising-Event in Bern erzählt sie von ihren Erlebnissen.


Manuela Eberhard, Mediensprecherin von World Vision Schweiz

Manuela Eberhard, Mediensprecherin von World Vision Schweiz, erlebte in Nepal die Not- und Katastrophenhilfe hautnah mit.

Mehr als ein Monat ist nun schon vergangen seit dem verheerenden Erdbeben in Nepal. Auf das Beben der Stärke 7,8 folgten hunderte Nachbeben. Seit etwas mehr als zwei Wochen bin ich selber wieder zurück in der Schweiz – gerade rechtzeitig, bevor am 12. Mai 2015 das zweite schwere Beben folgte.

Es ist schwierig, die Bilder, die ich vor Ort gesehen, und die Emotionen, die ich gefühlt habe, in Worte zu fassen. Vor der Zeit in Nepal hätte ich nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber es gibt Dinge, die muss man erlebt haben bevor man sie verstehen kann.

So geht es mir zum Beispiel, wenn ich an die Fahrt in die Bergregionen des Distrikts Lamjung zurückdenke. Die Eindrücke dieser Reise gehen mir kaum mehr aus dem Kopf. Immer wieder sehe ich mich in dem Geländewagen, der im 45 Grad-Winkel den Berg hoch holpert, neben mir ein kilometertiefer Abgrund. Es ist nicht so, dass ich mich unsicher gefühlt hätte. Der Fahrer kannte das Gebiet in- und auswendig. Es ist der Gedanke daran, wie unglaublich beschwerlich dieser Weg ist, der mich immer wieder zu Tränen rührt. Der Gedanke daran, dass zwischen tausenden Menschen und dem einzigen Krankenhaus des Distrikts diese Schotterpiste liegt. Es gibt zwar in jedem Dorf eine Krankenstation. Aber im Ernstfall reicht eine solche einfach nicht aus.

Hilfsgüterverteilung muss koordiniert sein
Ein anderes Beispiel ist die Verteilung von Hilfsgütern. Ich war zum ersten Mal Teil einer Not- und Katastrophenhilfe-Aktion. In meiner naiven Vorstellung dachte ich, dass man alle Güter so schnell wie nur möglich an den Mann bzw. an die Frau bringen muss. Ich hätte wild drauf los verteilt – Struktur und Ordnung hätten auf meiner Prioritätenliste weit unten gestanden. Doch genau diese Punkte sind unglaublich wichtig in einer solchen Situation. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass diejenigen, die Hilfe am dringendsten benötigen, diese auch zuerst erhalten. Die Verantwortlichen vor Ort gehen von Familie zu Familie, sehen sich den Schaden an und ermitteln den Bedarf. Listen werden erstellt und später von den Familien unterzeichnet, wenn sie Hilfsgüter erhalten haben. Auch der Zeitpunkt der Distribution spielt eine Rolle: Am Abend mit der Verteilung zu beginnen, macht für die Menschen, die danach schwer beladen noch stundenlang nach Hause wandern müssen, wenig Sinn. Das alles mag sich im ersten Moment nach einem Haufen zeitraubender Bürokratie anhören. Doch die Zeit, die diese Organisation beansprucht, rettet vielen Menschen, die sonst vielleicht zu kurz kämen, das Leben.

Es gibt noch so vieles, das ich über Nepal erzählen kann. Am 3. Juni 2015 besuche ich den Girl Rising-Event in Bern. Ich freue mich, euch dort begrüssen zu dürfen und die Fragen, die euch am Herzen liegen, persönlich zu beantworten.