Voller Angst musste Simran 2015 mitansehen, wie die Welt um sie zusammenbrach. Heute setzt sich das selbstbewusste Mädchen für die Durchsetzung von Kinderrechten ein.

Simrans Dorf, inmitten fruchtbarer Bergterrassen und umgeben von alten Obstbäumen, ist eine einzige Baustelle. Die Baugerüste der neuen Häuser ragen in den Himmel, die Dorfstrassen sind rot verfärbt, denn überall lagern Ziegelsteine. Nepals Bevölkerung ist rund um die Uhr damit beschäftigt, ihre Leben wieder aufzubauen, die vor 2 Jahren zerstört wurden.

«Ich war im Haus, als es begann», erzählt Simran (16) von dem Tag, als das Erdbeben der Stärke 7,8 ihr Land bis ins Innerste erschütterte. «Voller Angst packte ich Mutter an der Hand und rannte aus dem Haus – gerade rechtzeitig, bevor es hinter uns einstürzte. Ich schrie und weinte.» Aber Simran lächelt. «Heute stehen die Dinge anders.»

Gemeinsam gegen Kinderarbeit – ein Bewusstseinswandel setzt ein

Während unleugbar noch viel Arbeit ansteht, sehen die Menschen heute nach vorne. Auch Simran blickt zuversichtlich in die Zukunft. Seit letztem Jahr Vorsitzende des Kinderclubnetzwerks ihrer Gemeinde, kämpft sie heute für die Achtung und Durchsetzung der Kinderrechte. «Nach dem Erdbeben kam World Vision in unser Dorf und rief auch den Kinderclub ins Leben», erzählt sie. «Damals mussten viele Kinder arbeiten, aber mit World Visions Hilfe sind wir heute in der Lage, unsere Kinder zu schützen.»

Seit das Kinderhilfswerk in ihrem Dorf präsent ist, kümmern sich die Menschen wieder um ihre Kinder. Simran ist überzeugt: «Sie wissen nun, dass wir die Zukunft unseres Landes sind.»

Seit 2 Jahren trifft sich Simrans Kinderclub regelmässig und feiert einen Erfolg nach dem anderen. «Vor kurzem haben wir die Frühheirat von einem 16jährigen Mädchen verhindert, und wir kümmern uns darum, dass Kinder nicht zu Arbeit gezwungen werden, sondern stattdessen zur Schule gehen.»

Auch das Leben von Manish (12) hat sich durch das Eingreifen des Kinderclubs gewandelt. Nachdem seine Familie ihr Haus durch das Erdbeben verloren hatte, schickte sie ihn zum Arbeiten in ein Hotel. 2 Jahre lang unterstützte er sie auf diese Weise. «Als wir ihn fanden», berichtet Simran, «gelang es uns, ihm ein Stipendium zu verschaffen. Heute besucht er wieder den Unterricht und ist auch Mitglied in unserem Kinderclub.»

Mit Hoffnung und Mut die Zukunft gestalten

World Vision und eine Partner-NGO bilden Simran und andere Clubmitglieder in Kinderrechten, sozialen Kompetenzen und Hilfe zur Selbsthilfe aus. «Ich habe sehr von diesen Trainings profitiert», sagt sie, «und ich möchte Sozialarbeiterin werden, um den Kindern unserer Gemeinde zu helfen.»

Natürlich gibt es auch noch Probleme zu meistern. Einige Familien bringen noch nicht genug Geld für den Wiederaufbau ihrer Häuser auf, und zwischen den Baustellen ist noch das ein oder andere Notzelt zu sehen. Was sich aber geändert hat, ist die Lebenseinstellung der Menschen. «Wir haben keine Angst mehr!» rufen die Mitglieder des Kinderclub laut – und ihre Haltung spiegelt die Haltung des ganzen Landes wider:
Die unverwüstliche Nation lässt die Angst hinter sich und ist auf dem Weg in eine bessere Zukunft.