Zum allerersten Mal hat Mosambik ein Gesetz gegen die Verheiratung von Kindern verabschiedet –in einem Land, in dem bis anhin durchschnittliches jedes zweite Mädchen vor seinem 18. Geburtstag verheiratet wurde. World Vision hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt.


Mosambik: Vier Mädchen sitzen an einem Pult in der Schule. Sie halten Stifte in den Händen und lachen.

KINDERRECHTSAKTIVISTIN YUMINA FREUT SICH: AB SOFORT SOLLEN KEINE KINDER MEHR VERHEIRATET WERDEN.

Text: Tamara Fritzsche, World Vision Schweiz

World Vision hat sich in Mosambik jahrelang für ein Verbot von Kinderehen eingesetzt. Am 15. Juli war es endlich soweit: Die Regierung verabschiedete das erste Gesetz gegen Kinderehen. «Ich bin sehr zufrieden. Wenn alle Menschen das Gesetz einhalten, müssen Mädchen wie ich nachts nicht mehr weinen, weil sie fürchten, was der nächste Tag bringen könnte», sagt die 12-jährige Kinderrechte-Aktivistin Yumina Chauque. World Vision leistete bei der Durchsetzung des Gesetzes unter anderem technische und logistische Hilfe für staatliche und nichtstaatliche Aufklärungsmassnahmen. Auch beim Vorantreiben der Gesetzschliessung spielte World Vision eine tragende Rolle. 

Zwei bis acht Jahre Haft
Nach dem neuen Gesetz wird die Verheiratung Minderjähriger mit zwei bis acht Jahren Haft bestraft. Das Gesetz legt auch fest, dass sich jede traditionelle oder religiöse Institution, die eine Kinderheirat durchführt, strafbar macht und der Verantwortliche bis zu zwei Jahre Gefängnisstrafe riskiert. Familienangehörige oder andere, die Kinder zu frühen Ehen zwingen, müssen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu acht Jahren rechnen.

Entscheidung aus Armut
Gerade in Entwicklungsländern wie Mosambik entscheiden sich Eltern oder Familienmitglieder aus Armut, religiösen und kulturellen Überzeugungen oder Traditionen häufig dazu, ihre Töchter so früh wie möglich zu verheiraten. Das südafrikanische Land gehört zu den zehn Ländern mit den meisten Kinderehen weltweit. «Ich habe so viele Mädchen kennengelernt, deren Leben zerstört wurden. Ihre Träume gingen in Flammen auf, weil sie viel zu früh verheiratet wurden. Ihre Körper waren nicht bereit, Kinder zu bekommen. Kinder und ihre Mütter starben an Komplikationen bei der Geburt. Sie brachen die Schule ab und kehrten nicht wieder zurück. Heute können sie weder lesen noch schreiben», erklärt Persília Muianga de Gouveia, die Leiterin der politischen Arbeit von World Vision in Mosambik. Für sie ist mit der Verabschiedung des Gesetzes ein persönlicher Traum in Erfüllung gegangen.