Der Eindruck täuscht: Das Suchen nach Gold ist harte Arbeit für die Kinder und es lauern viele Gefahren.
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein 10-jähriges Mädchen und wohnen im ländlichen Senegal. Ihre Eltern können mit Ihrem Verdienst aus dem handwerklichen Goldbergbau knapp die Familie ernähren. Anfangs gingen Sie noch gerne zur Schule, aber nachdem Sie Ihr Lehrer schon zum 2. Mal sexuell belästigt hatte, wollten sie nicht mehr hingehen. Sie dachten, Sie entkommen der Gewalt, wenn Sie Ihren Eltern in den Goldminen helfen. Aber dort wurden Sie zur Prostitution gezwungen.
Dies klingt vielleicht übertrieben oder wie ein schlimmer Einzelfall – aber leider sind Gewalt und Ausbeutung täglich Realität für Tausende von Kindern in Senegal. Gemäss dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef ist jedes 5. Kind im westafrikanischen Land von Kinderarbeit betroffen und schuftet bis zu 35 Stunden pro Woche – meist ohne Bezahlung. Mehr als 500’000 Kinder zwischen 5 und 14 Jahre arbeiten unter schlimmsten Bedingungen wie z.B. in Minen, Steinbrüchen oder im Sexgewerbe. Sexuelle Gewalt gegen Mädchen in Schulen wird laut dem UNO-Kinderhilfswerk zu einem alarmierenden Problem im Land.
Ein Grund für diese widrigen Lebensbedingungen ist die Armut, die im ganzen Land herrscht. Laut der Weltbank lebt über ein Drittel der Bevölkerung mit weniger als 1.90 US Dollar pro Tag. Rund 44 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten. Wo bereits Eltern keine Schulbildung haben, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass diese ihre Kinder zur Schule schicken. Durch die fehlende Bildung schwinden auch die Möglichkeiten auf einen guten Arbeitsplatz und die Gefahr von Ausbeutung und Missbrauch steigt. Die Armut verhindert also auch, dass sich die Umstände ändern. Es ist ein langwieriger Prozess, Eltern von den Vorteilen einer Schulbildung zu überzeugen, wenn ihre Kinder auch als dringend benötigte Arbeitskräfte eingesetzt werden können.
Viele Gefahren
Der Südosten von Senegal ist bekannt für seine Goldvorkommnisse. Dort wo keine Grossunternehmen nach dem Erz suchen, versuchen sich Männer, Frauen und Kinder im sogenannten handwerklichen Goldbergbau. Diese informelle und oft auch illegale Arbeit birgt viele Gefahren und wird meist von der ärmsten Bevölkerungsschicht ausgeübt. Nebst dem Kontakt mit gefährlichen Chemikalien wie Quecksilber drohen den Erwachsenen und Kindern auch täglich Arbeitsunfälle, wie das Einstürzen von Schächten oder Erdrutsche. Eine weitere Gefährdung bilden die Wanderarbeiter, die vielerorts in Goldminen anzutreffen sind. Diese Männer leben meist über längere Zeit getrennt von ihren Frauen. Dieser Umstand fördert die Prostitution in den Goldminenregionen – auch Kinder sind davon betroffen.
Viele Erwachsene träumen vom «grossen Fund» und lassen sich nicht leicht von ihrer Hoffnung und der damit verbundenen gefährlichen Arbeit abbringen. World Vision setzt deshalb zusammen mit dem Staat und Partnerorganisationen bei den Kindern an, um sie über ihre Rechte und damit verbundenen Gesetze aufzuklären. Ziel ist es, dass sie wissen, an wen sie sich bei Übergriffen wenden können. Gerade, weil gewisse Geschehnisse in der Gesellschaft als Kavaliersdelikte betrachtet werden. Das Kinderhilfswerk ist aber nicht nur präventiv tätig, sondern unterstützt auch aktiv Kinder, die Opfer von sexuellem Missbrauch, Misshandlung oder Ausbeutung in Goldminen wurden. Ihnen werden, ggf. unter Einbezug der Eltern, psychologische Konsultationen und Therapien angeboten. Durch die Bildung von Kinderschutz-Komitees und Weiterbildung von Lehrern sowie Fachkräften aus dem Gesundheits- und Sicherheitswesen sollen Fälle von Missbrauch und Ausbeutung schneller aufgedeckt werden.
Das im März 2016 gestartete Kinderrechte-Projekt wird von der Europäischen Kommission unterstützt und läuft voraussichtlich bis Anfang 2019. Es trägt zum langfristigen Schutz von 900’000 Kindern bei.
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