World Vision klärt Mütter und Väter über die Bedeutung von Geburtsurkunden auf.
Text: Thomas Kalytta, International Programmes Manager South Asia Pacific
Eine Geburtsurkunde weist nach, dass ich ein legaler Bürger meines Heimatlandes bin. Fehlt dies, bleibe ich zum Teil unsichtbar und ausgegrenzt. In Indien fehlt gemäss dem Bericht «IndiaSpend» ca. 38% der Kinder unter 5 Jahren dieses wichtige Dokument ihrer Existenz. Zwar dürfen diese Kinder zur Schule gehen, aber schon ihr Alter, ihr Geburtsort und ihre Abstammung sind unklar. Die Tür ist versperrt für wichtige Dienstleistungen der indischen Regierung. Eine Geburtsurkunde ist notwendig zum Erwerb des Wahlrechts, zur Zulassung zu bestimmten Schulen und zum Staatsdienst. Sie gibt das Recht, im gesetzlich zulässigen Alter zu heiraten, sie erlaubt die Regelung von Erbschafts- und Eigentumsrechten und den Erhalt von Ausweispapieren, die von der Regierung ausgestellt werden, wie z.B. Führerschein oder Reisepass.
Dabei ist der Prozess der Geburtsregistrierung auch in Indien unkompliziert, wenn die Geburt in einer Gesundheitseinrichtung stattgefunden hat. Das Gesetz fordert nämlich eine Registrierung innerhalb von 21 Tagen. Inzwischen geht das sogar online.
Wenn man die Geburt nicht registriert, kennt man die Wachstumsrate, den Erfolg von Familienplanungsprogrammen oder die Zahl der Totgeburten nicht. So war die traurige Praxis lange unsichtbar, dass Tausende von Mädchen «fehlen», weil sie bevorzugt abgetrieben wurden.
Geburtsurkunden für die Kinder in East Kameng
World Vision begann 2020 in der abgelegen Region East Kameng im Rahmen des neuen Entwicklungsprojekts am Fusse des Himalajas mit der Registrierung neuer Patenkinder. Wir mussten dabei feststellen, dass viele Kinder keine Geburtsurkunden hatten. So stand die Aufklärung über die Bedeutung der Geburtsurkunden gleich ganz oben auf der Agenda. Die Eltern hatten wenig Ahnung davon, ausserdem finden nach wie vor viele Geburten zuhause statt. Zum Glück kann man auch noch nachträglich Geburtsurkunden erhalten.
World Vision organisierte Gespräche mit den zuständigen Regierungsstellen, um sie über die Zahl der Kinder ohne Geburtsurkunde zu informieren und sie um Mithilfe bei der Beschaffung zu bitten. Infolge der Aufklärung und den Behördenkontakten konnten wir inzwischen für 134 Kinder eine «verspätete Geburtsurkunde» beschaffen. Weitere 370 Kinder warten noch darauf. Doch der Prozess wurde bereits angestossen.
Kampu zeigt die Geburtsurkunde seiner Tochter Pari.
Ein Familienvater erkennt die Bedeutung
Kampu lebt mit seiner Familie in einer der Gemeinden, in denen das Entwicklungsprojekt East Kameng arbeitet. Seine Tochter Pari ist etwa 5 Jahre alt, aber sie erhielt kein legales Dokument, bis World Vision kam und der Familie half, eine «verspätete Geburtsurkunde» zu erhalten. «Ich habe der Geburtsurkunde für mein Kindes keine Bedeutung beigemessen. Nachdem ich an dem von World Vision durchgeführten Aktion zur Aufklärung über Geburtsurkunden teilgenommen hatte, habe ich gelernt, wie wichtig eine Geburtsurkunde für Kinder ist. Ich bin sehr glücklich, dass meine Tochter Pari nun mit Unterstützung von World Vision und unseren Gemeindeleitern eine Geburtsurkunde erhalten hat», sagte Kampu.
Tragen Sie mit dazu bei, dass noch mehr Kinder wie Pari sichtbar und als Staatsbürger anerkannt werden: Werden Sie Patin oder Pate!