MOGUI (RECHTS) BESUCHT IN KHETII, MONGOLEI, EIN ZENTRUM FÜR KINDER MIT BEHINDERUNGEN, DAS VON WORLD VISION FINANZIERT WIRD.
ENDLICH EIN EIGENES HEIM: AUF BESUCH IM HOUSING-PROJEKT VON WORLD VISION IN KHENTII.
Name: Munkhtsetseg Ayush Müller (kurz Mogui)
Seit wann bei World Vision: Dezember 2015
Länderzuständigkeit: Naher Osten und die Mongolei
Hast du eine Patenschaft? Ja, ich habe eine Dorfpatenschaft in Nepal.
Warum diese Länder?
Die Mongolei ist mein Heimatland. Projekte betreuen zu können, die das Leben von benachteiligten Kindern und deren Familien verbessern, sehe ich als riesen Privileg. Dabei bin ich auf der einen Seite ein «Insider», der das Land kennt und die Sprache der Menschen spricht, da ich nun aber schon seit über 20 Jahren in Europa lebe, ermöglicht mir dies andererseits eine andere, distanziertere Sicht auf die Situation.
Warum ich den Nahen Osten betreue? Am Anfang wurde mir das Portfolio aufgrund meiner Projektmanagementfähigkeiten, meines humanitären Hintergrunds und meiner Berufserfahrung für einen Zeitraum von sechs Monaten anvertraut. Das komplexe und herausfordernde, aber sehr interessante Projekt, habe ich zunächst in der Designphase betreut. Nun befindet es sich schon im zweiten Jahr der Umsetzung.
Wenn wir über den Nahen Osten sprechen, kommt einem als erstes die Syrienkrise in den Sinn: Acht Jahre Krieg, ohne ein Ende in Sicht. Die Zivilbevölkerung trägt weiterhin die Hauptlast des Konflikts. Fast zwölf Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe, darunter fünf Millionen Kinder. Derzeit sind in der gesamten Region rund 5,6 Millionen syrische Flüchtlinge unterwegs, darunter rund eine Million Kleinkinder. Viele mussten nicht nur einmal, sondern viele Male umsiedeln. Gemeinsam mit starken, internationalen und lokalen Partnern hat World Vision das Projekt «Youth RESOLVE» ins Leben gerufen. Ziel ist es, für geflohene und vertriebene Jugendliche Möglichkeiten für eine selbstbestimmte Zukunft ohne Gewalt zu schaffen. Dabei werden nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch gleichaltrige Kinder und Jugendliche aus den Gastländern Libanon, Jordanien und Irak integriert. Mittels Berufsbildungs-, Bildungs- und Sozialprojekten unterstützen wir über 80’000 junge Menschen zwischen 9 und 25 Jahren direkt und weitere 100‘000 indirekt. Ziel ist es, die Kinder und jungen Erwachsenen zu schützen, ihnen Lebens- und Sozialkompetenzen zu vermitteln, ihre Berufsaussichten zu verbessern und der Gefahr einer Radikalisierung entgegen zu wirken.
Woher kommst du?
Ich habe einen Bachelorabschluss in «Internationale Beziehungen» von der Staatsuniversität der Mongolei, einen Masterabschluss in Management von der Universität Paris-Dauphine und einen Masterabschluss in Politikwissenschaft vom Institut d’Etudes Politiques de Paris. Die Motivation und das Interesse, meinem Land und den Menschen zu dienen, führten mich zur Diplomatie. Meine Zeit im Aussenministerium und spannende Aufgaben in der Rechtsabteilung sowie Verhandlungen von bilateralen und multilateralen Abkommen mit anderen Staaten und internationale Organisationen habe ich sehr genossen.
Danach habe ich öffentliche Verwaltung an der Ecole Nationale d’Administration in Strassburg studiert und wurde dabei auf das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) aufmerksam. Deren Arbeit hat mich sehr fasziniert, ich habe mich dort beworben und wurde 2009 als Delegierte in die Organisation aufgenommen. Meine erste Mission führte mich nach Tschetschenien. Als IKRK-Delegierte war ich in verschiedenen Bereichen wie Schutz ziviler Bevölkerung, wirtschaftliche Sicherheit, medizinische Versorgung, Wasser und Infrastruktur tätig. Auch das Verhandeln zwischen verschiedenen feindlichen Gruppen war Teil meiner Arbeit. Nach vier Jahren humanitären Einsatzes beim IKRK in verschiedenen Regionen und Ländern, wie Nord-Kaukasus, Palästina und der Elfenbeinküste, entschied ich mich, aus familiären Gründen in die Schweiz zurückzukehren. 2015 stiess ich dann als Länderverantwortliche zu World Vision Schweiz.
Warum hast du ausgerechnet diesen Beruf gewählt?
In jeder Konfliktsituation sind Kinder und Frauen die leidtragendsten. Gerade in Krisen werden Kinder oft zu Opfern von Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Rekrutierung durch bewaffnete Gruppierungen. Beim IKRK habe ich oft mit und für hilfsbedürftige Kinder gearbeitet: solche, die von ihren Familien getrennt wurden, inhaftierte Kinder, minderjährige Migranten, Kinder im Kinderheim oder Kinder, deren Eltern inhaftiert waren. Doch auch in friedlichen Situationen werden die Rechte der Kinder häufig verletzt. Es ist wichtig, dass die Behörden notwendige Massnahmen treffen, um sie zu schützen und ihre besonderen Bedürfnisse zu erfüllen. World Vision tut genau das: In zahlreichen Projekten unterstützen wir benachteiligten Kindern und deren Familien dabei, gesund und sicher zu leben. Ich fühle mich so privilegiert und dankbar, dass ich diesen Kindern aktiv helfen kann.
BEGRÜSSUNG AUF MONGOLISCH: BEI MOGUIS EINTREFFEN IM PROJEKT WIRD IHR ALS TRADITIONELLES WILLKOMMENSZEICHEN EINE SCHALE MIT MILCH UND EIN TUCH ÜBERREICHT.
Was war dein schönstes Projekterlebnis?
Die Eröffnungszeremonie des neuen «Child Development Centers» im mongolischen Darkhan 2017 war ein wunderbarer Event. Das Zentrum wurde von World Vision und der lokalen Regierung finanziert. Ich bin so glücklich, dass die Kinder und Jugendlichen (6 bis 18 Jahre) ihre Freizeit nun in einem sogenannten «Multitasking Center» verbringen können, wo sie in 19 verschiedenen Clubs für Musik, Tanz, Theater, Journalismus, Basteln und vielen weiteren Aktivitäten mitmachen können. Auch Kinder mit einer Behinderung sind herzlich willkommen.
Eine andere, inspirierendes und ermutigende Initiative ist das «Children with Disability»-Projekt, das wir im nordöstlichen Khentii implementierten. Das Projekt hat unter anderen zum Ziel, die Einstellung und Mentalität der Menschen gegenüber Kinder mit Behinderungen zu ändern. In der Mongolei sind diese nach wie vor stigmatisiert und werden diskriminiert. In diesem Projekt arbeitet World Vision intensiv mit lokalen Partnern zusammen, um den Kindern mit Behinderungen ein besseres Leben zu ermöglichen. Das Projekt werden wir in diesem Jahr mit vielen positiven Resultaten abschliessen können.
Wer von den Menschen, die du während deiner Tätigkeit für World Vision kennengelernt hast, hat dich am meisten beeindruckt?
In fast allen Bereichen arbeite ich mit spannenden Personen zusammen: meine Arbeitskollegen aus der Schweiz, die Kollegen im Feld oder Begünstigte. Gerade Kinder beeindrucken mich aber am meisten. Auch in grösster Armut, in Gewaltsituationen oder unter anderen schwierigen Umständen behalten sie ein Funkeln in den Augen, ein Lächeln auf den Lippen und Hoffnung in ihren Herzen. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass gerade sie Liebe, Fürsorge, Schutz und Perspektiven am allermeisten brauchen, um sich entwickeln zu können.
Was fasziniert dich besonders an der Arbeit für World Vision?
Als Kinderhilfswerk ist World Vision Schweiz in 30 Ländern aktiv und hilft den ärmsten Kindern und Familien der Welt mit einem umfassenden Ansatz: Bildung, Gesundheit, Ernährung, Wasser und Hygiene und Kinderschutz. Diese ganzheitliche Arbeit motiviert mich. Was World Vision so einzigartig macht sind die Langzeitprojekte (durchschnittlich 15 Jahre), die für die Begünstigten einen echten und nachhaltigen Unterschied machen. Neben der Betreuung erhalten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Aktivitäten aufs Berufsleben vorzubereiten, um ihnen Perspektiven für eine bessere Zukunft zu geben. Ich liebe es, Geschichten von ehemaligen Patenkindern zu hören, die trotz eines schwierigen Anfangs in ihrem Leben heute erfolgreich sind.