Für über 20 Millionen Christen in Indien ist Weihnachten ein grosses Fest. Auch für Santosh Kumar.
Text: World Vision Schweiz
Weihnachten gehört nicht zu den Festen, die traditionell in Asien gefeiert werden. Auch in Japan gibt es Weihnachtsmärkte, und in China hüllen sich Städte in eine vorweihnachtliche Festbeleuchtung. Doch das ist weit entfernt von dem, was wir mit Weihachten verbinden und was an Jesus Christus erinnern soll. Um solche Traditionen zu finden, muss man auf den christlichen Teil in der Bevölkerung blicken, der zumindest in Süd- und Südost-Asien neben Hindus, Muslimen und Buddhisten eher gering ausfällt.
Indien: Zitronen als Zeichen der Anerkennung
In Indien sind zwar nur etwa zwei Prozent christlich. Doch bei über einer Milliarde Menschen sind das über 20 Millionen. Darum ist Weihnachten in Indien ein Feiertag, der «grosser Tag» heisst (Bada din) – oder wie in Bangladesch «Boro Din». Er beginnt am Heiligabend mit einer Mitternachtsmesse, die mehrere Stunden dauert. Am nächsten Tag gibt es in Indien ein Festessen mit Reis, Fleisch und Gemüse, gefolgt von Tänzen und Freudenfeuern am Abend. Das Oberhaupt der Familie bekommt als Zeichen der Wertschätzung eine Zitrone überreicht. Alle Kinder erhalten die Geschenke am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertags.
Der grosse Tag: In Bangladesch feiern Kinder Weihnachten mit einem grossen Fest, hier gemeinsam mit den Mitarbeitenden von World Vision.
Die grosse Mehrheit der Menschen in Indien sind Hindus, die nicht Weihnachten feiern, sondern das Lichterfest («Diwali»), das ist auch in Sri Lanka, Singapur oder Nepal so. Die Philippinen sind eine Ausnahme: Mit geschätzt 87 Millionen Gläubigen gehören sie zu den Ländern mit den meisten Christen auf der Welt. Nirgendwo sonst ist die Vorfreude auf Weihnachten so gross: Bereits ab dem 1. September laufen Weihnachtslieder im Radio und beginnen die Menschen, ihre Häuser und Geschäfte zu dekorieren. Die Weihnachtszeit nimmt so ein Drittel des ganzen Jahres ein.
Da es auch eine besinnliche Zeit sein sollen, ziehen Kindergruppen von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder. Ab dem 16. Dezember gibt es täglich eine Weihnachtsmesse im Morgengrauen, bevor die Hitze des Tages startet. Die Tradition der «Simbang Gabi» dauert neun Tage bis zum 24. Dezember und endet mit einer weiteren Messe, der eigentlichen «Misa de Gallo» am Weihnachtsabend.
Europäischer Traditionen im neuen Gewand
Die Namen verraten, dass viele Traditionen mit den Europäern und der Kolonialisierung nach Asien kamen. In Vietnam gibt es zu Weihnachten nicht nur eine festliche Hühner- oder Pouletsuppe im Kreis der Familie, sondern zum Dessert auch den französischen «Bûche de Noël», einen klassischen Schokoladenkuchen in Form eines (Weihnachts-) Baumstamms. In Sri Lanka wird zum Fest ein Früchtebrot gereicht, adaptiert mit Früchten aus der Region.
In Indonesien trägt Weihnachten den Namen, den die Portugiesen mitbrachten: Natal. In Sri Lanka heisst der Weihnachtsmann Naththal Seeya, in Korea «Haraboji». Dort trägt er keine rote Zipfelmütze, sondern den traditionellen Hut «gat». Sri Lanka hat übrigens mit 72 Metern in Colombo den grössten künstlichen Weihnachtsbaum der Welt errichtet, davor hielt China den Rekord. Und in Bali gibt es Weihnachtsbäume, die nur aus Hühnerfedern gemacht sind. So unterschiedlich haben Länder in Asien auch westliche Traditionen übernommen und zu ihren ganz eigenen gemacht.
Patenkinder freuen sich über Post und Geschenke zu Weihnachten – wie diese fünf Kinder in Kambodscha.