Allein in diesem Jahr sind schätzungsweise 400‘000 Menschen vor der Gewalt im Osten der DR Kongo geflohen.
Viele von ihnen strömten nach Goma, das als humanitäre Basis für die östlichen Provinzen Nord- und Süd-Kivu dient. Goma liegt an der Grenze zu Ruanda und ist durch den Vormarsch faktisch vom Rest der DR Kongo abgeschnitten. Die gesamte Region war in den letzten Wochen in Aufruhr, Vertriebenenlager wurden beschossen und Hunderte von Menschen kamen in dem Konflikt ums Leben, viele von ihnen waren Kinder.
Am Wochenende verschlimmerte sich die Lage noch weiter, als verschiedene Teile von Goma unter die Kontrolle der M23 gerieten, sodass nun tausende Menschen auf der Flucht sind und die humanitären Organisationen gezwungen sind, ihre Mitarbeitenden zu evakuieren. Die ohnehin katastrophale humanitäre Lage verschlechtert sich rapide, und der Zugang zu den gefährdeten Bevölkerungsgruppen innerhalb und ausserhalb der Stadt ist durch Unsicherheit, Strassensperren und die Anwesenheit bewaffneter Gewaltakteure stark eingeschränkt.
Lebensrettende Massnahmen kommen nicht an
World Vision hat lebensrettende Massnahmen ausgesetzt, darunter die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Bargeld im Auftrag des Welternährungsprogramms für Zehntausende vertriebener Kinder und ihrer Familien, die Unterstützung gefährdeter Jugendlicher mit Programmen, die sie vor Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalt schützen oder etwa die Bereitstellung von Töpfen, Pfannen, Küchengeräten und persönlichen Hygieneartikeln für Menschen, die wortwörtlich nichts haben.
„Die Situation ist schrecklich.“
David Munkley, der Leiter von World Vision für den Osten der DR Kongo: „Die Situation ist schrecklich. Es gibt nicht nur Tausende von Menschen, die inmitten dieses gewalttätigen Konflikts gefangen sind oder vor ihm fliehen, sondern wir können jetzt auch die Zehntausenden von Menschen nicht mehr erreichen, die zuvor auf unsere Hilfe angewiesen waren. Wichtige Strassen in der Umgebung von Goma sind blockiert, auch der Flughafen kann nicht mehr genutzt werden, weder für Evakuierungen noch humanitäre Massnahmen. Berichten zufolge ist die Strom- und Wasserversorgung in vielen Gebieten der Stadt unterbrochen. Meine größte Befürchtung ist, dass die Zahl der Kinder und ihrer Familien, die auf der Flucht sind, massiv ansteigen wird und wir nicht in der Lage sein werden, Hilfe zu leisten. Hinzu kommt, dass die Gewalt in der Vergangenheit dazu geführt hat, dass Kinder Gefahr laufen, von bewaffneten Gruppen rekrutiert zu werden oder dass Mädchen und Frauen vermehrt sexuelle Gewalt erfahren.“
Appell an die internationale Gemeinschaft
Munkley appelliert, dass die internationale Gemeinschaft sich sofort aktiv einschalten müsse, um zu verhindern, dass sich dieser Konflikt noch verschlimmert. Die bewaffneten Akteure vor Ort müssten zudem den humanitären Helfern sicheren Zugang gewähren:
„Ich habe derzeit 77 Mitarbeiter ‚im Winterschlaf‘, weil es einfach zu gefährlich für sie ist, zu arbeiten.“
Die DR Kongo hat 113 Millionen Einwohner, von denen schätzungsweise 27 Millionen humanitäre Hilfe benötigen. Sechs Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben worden. In den beiden östlichen Provinzen Nord- und Süd-Kivu leben bereits 4,6 Millionen Vertriebene.
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