Seit dem Tod ihrer 3 Kinder isst Almarzan nicht mehr genug. Sie kann deswegen ihre kleine Tochter Sayera (1) nicht mehr ausreichend mit Muttermilch versorgen und gibt ihr stattdessen aufgeweichte Biskuits.
Es ist Mitternacht. Almarzan steigt mit ihrem Mann und fünf Kindern in ein Boot. In vier Stunden soll es die junge Familie nach Bangladesch bringen. Mit an Bord sind noch weitere 58 Menschen, die vor der Gewalt in Myanmar fliehen. Doch nur 38 werden das Festland erreichen. Denn als die Küste nur noch eine halbe Stunde entfernt ist, zieht ein Sturm auf. Das Boot kentert vor Cox’s Bazar, einem Touristen-Ort in Bangladesch.
Erst im Morgengrauen beruhigt sich die See. 25 Passagiere sind verschwunden. Auch von Shohidullah (7), Khusru (5) und Shamsun Nahar (4) fehlt jede Spur. Für Almarzan bleibt die Zeit stehen. Die fünffache Mutter hat noch nicht einmal die Strapazen der Flucht verarbeitet, da trifft sie das Schicksal mit noch größerer Wucht: Es nimmt ihr drei geliebte Kinder. «Das war die schlimmste Nacht meines Lebens. Ich versuchte, meine Kinder nahe bei mir zu halten. Doch der Sturm hat sie und mit ihnen meine ganze Lebensfreude mit sich gerissen», sagt die junge Mutter und hält ihre Tränen zurück.
Keine Muttermilch mehr
«Es ist jetzt 15 Tage her und sie kann nicht einmal ans Essen denken», sagt Sona Mia. Almarzans ohnehin sehr zierlicher und geschwächter Körper produziert deshalb keine Muttermilch mehr. Dabei braucht sie die dringend, um ihre kleine Tochter Sayera zu stillen. Stattdessen versucht Almarzan, ihre Tochter mit aufgeweichten Biskuits zu ernähren.
World Vision hat die Familie mit einem Nahrungspaket unterstützt. Darin enthalten: Reis, Linsen, Öl zum Kochen, Salz und Zucker. Wie Almarzan haben viele Mütter und Kinder mit dem Verlust von geliebten Menschen zu kämpfen. «Ich kann nicht schlafen, weder nachts noch tagsüber. Immer wenn ich es versuche, sehe ich die Gesichter meiner verstorbenen Kinder vor mir», sagt Almarzan.