Kinder leiden besonders unter den erdrückenden Lebensbedingungen im dürregeplagten Äthiopien. Der neu geschaffene Zugang zu sauberem Wasser löst für 360'000 Menschen einige Probleme.


Mädchen vor Brunnen in Äthiopien.

«Dauernd fehlte ich in der Schule, weil ich Wasser für meine Familie holen musste. Das war nicht nur sehr anstrengend sondern auch gefährlich! Die intakte Wasseranlage erleichtert nun mein Leben», erzählt die 11-jährige Zinash.

Zinash Tadess (11) sollte eigentlich in die 4. Klasse gehen, um sich eines Tages ihren Traum erfüllen und eine Ausbildung in einer Bank machen zu können. Stattdessen fehlte sie 2 Jahre lang viele Stunden am Tag im Unterricht, denn sie musste stattdessen Wasser für die Familie holen gehen.

Zinash lebt im Dorf Jeldo im Kochere Distrikt, der von der anhaltenden Dürre im südlichen Äthiopien besonders betroffen ist. «Unsere Wasseranlagen waren zwei Jahre lang kaputt, weil kein Regen mehr gefallen war. Ich musste stundenlang bei heissem Sonnenschein durch schwieriges Gelände laufen, um eine gute Quelle zu finden», blickt sie ungern zurück. Vor allem Mädchen werden in den ländlichen Regionen Äthiopiens täglich auf die Suche nach sauberem Wasser geschickt und riskierten dabei ihr Leben. Ein Dominoeffekt treibt sie in den Teufelskreis der Armut: Die Schulabsenz macht sie oftmals noch anfälliger für Kinderarbeit, Frühheirat und -schwangerschaft. Das Kinderhilfswerk World Vision hat mit Nothilfe reagiert, um den unter der Dürre leidenden Menschen zu Wasser zum Trinken, Kochen und zur Hygiene zu verhelfen. Auch für das darbende Vieh wurden Brunnen wieder instand gesetzt.

Sanierung von Brunnen und Quellen
Unter den 7 Brunnen und 10 Quellen, die durch World Vision wiederhergestellt wurden, sind auch die Wasseranlagen des Dorfes Jeldo. Erleichterung und Freude stehen Zinash ins Gesicht geschrieben, als sie sagt: «Jetzt brauche ich nur fünf Minuten, um sauberes Wasser zu holen. Dann kann ich meine Hausaufgaben machen und schaffe es auch noch rechtzeitig in die Schule.» Und ebenso energisch wie entschlossen fügt sie hinzu: «Letztes Jahr war ich Zehnte im Klassenranking. Dieses Jahr werde ich hart arbeiten, um Zweite zu werden!» Auch ihre 10-jährige Freundin und Namensvetterin Zinash Guyye hat von den sanierten Wasserstellen profitiert. «Ich konnte nicht mehr in die Schule gehen, weil ich vom schmutzigen Wasser krank geworden bin. Jetzt geht es mir besser und ich werde den Unterricht wieder besuchen können.»

360’000 durstige Menschen erreicht
Der Mangel an sauberem Wasser bedrohte nicht nur die Kinder, sondern auch die Gesundheitsversorgung der Gemeinde. Gesundheitshelfer mussten stundenlang nach Wasser suchen, um Tests durchführen, medizinische Instrumente säubern und weitere Hygienemassnahmen treffen zu können. «Mit World Visions Hilfe können wir uns endlich wieder auf unsere Kernaufgabe konzentrieren», sagt Adanch Tsegaye, ein Mitarbeiter des lokalen Gesundheitsbüros. Nach der Sanierung der Anlagen schulte World Vision die lokalen Wasser- und Hygienekomitees in effektiver Wassernutzung und korrekter Instandhaltung der Brunnen. Insgesamt besuchten 370 Personen des Kochere Distrikts diese Workshops, um ihr Wissen in die eigenen Dörfer zu tragen. Im gesamten Distrikt hat diese Not- und Katastrophenhilfe von World Vision 360’000 Menschen erreicht.