Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung setzt sich World Vision dafür ein, dass Mädchen gesund aufwachsen können.
Was ist Mädchenbeschneidung?
Bei der Mädchenbeschneidung werden die äusseren weiblichen Genitalien verletzt, teilweise oder sogar vollständig entfernt. Man unterscheidet dabei vier verschiedene Schweregrade. Meistens werden Beschneidungen zwischen dem Säuglingsalter und 15 Jahren durchgeführt.
Was sind die Folgen?
Da die Beschneidungen oft unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt werden, können unter anderem schwere Blutungen und Schwellungen, welche den Stuhlgang behindern, auftreten. Langfristig führt das zu chronischen Infektionen des Beckens, der Blase und schweren Komplikationen bei der Geburt – sowohl für die werdende Mutter als auch für das Baby. Neben den körperlichen Konsequenzen wirkt sich die Beschneidung bei den betroffenen Mädchen auch auf die psychische Verfassung aus bis hin zu Depressionen, Schockzuständen und einem gestörten Verhältnis zu Sexualität.
Wo werden Mädchen beschnitten?
In 29 Ländern im westlichen und (nord-)östlichen Afrika und in Teilen Asiens sowie des Mittleren Ostens werden in manchen Bevölkerungsgruppen noch immer Mädchen beschnitten. Aber auch in der Schweiz leben rund 10 000 beschnittene Mädchen und Frauen. Es gibt wohl kaum ein Land, in dem kein Mädchen beschnitten wird, da Flüchtlinge und Migranten diesen Brauch oftmals in der neuen Heimat weiter durchführen.
Warum werden Mädchen beschnitten?
Die Mädchenbeschneidung ist Teil der kulturellen Identität einer Bevölkerungsgruppe. Die Beschneidung wird traditionell fortgeführt und auch wenn viele Betroffene sich eine Änderung wünschten, ist die Tradition der Beschneidung oftmals tief verwurzelt. Die sozialen Normen der Bevölkerungsgruppen halten diesen schrecklichen Brauch am Leben. Ein Mädchen, das nicht beschnitten ist, gilt oft als unrein und hat daher einen schweren Stand auf dem Heiratsmarkt.
Wie kann man der Beschneidung von Mädchen entgegenwirken?
In den meisten Ländern, in denen Genitalverstümmelung bzw. -beschneidung praktiziert wird, ist diese gesetzlich verboten. Doch eine strafrechtliche Verfolgung bringt nicht in jedem Fall etwas. Im Gegenteil: Zum Teil finden die Beschneidungen dennoch, dann im Verborgenen statt. Den effektiveren Zugang findet man über gesellschaftliche Dialoge, die zum Nachdenken und Hinterfragen der schädlichen Praktiken anregen. World Vision Schweiz unterstützt betroffene Mädchen, Frauen und die lokale Bevölkerung im Kampf gegen die Mädchenbeschneidung. Die erfolgreiche Aufklärung einer Generation kann weitreichende Folgen haben: Wenn beispielsweise eine Mutter entscheidet, ihr Mädchen nicht beschneiden zu lassen, wird dieses Mädchen selbst mit grösserer Wahrscheinlichkeit ihre Kinder eines Tages auch nicht beschneiden lassen. Dass über die Thematik gesprochen wird, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die nachhaltige Veränderung in ganzen Bevölkerungsgruppen braucht aber sehr viel Zeit und ist mit grossem Aufwand verbunden.
Prüft World Vision, ob Patenkinder beschnitten sind? Kann ich wissen, ob mein Patenmädchen beschnitten ist?
World Vision prüft nicht, ob Mädchen in den Entwicklungsprojekten beschnitten sind. Wir respektieren die Privatsphäre der Kinder und ihrer Familien. Deshalb geben wir keine intimen Informationen über die Schützlinge bekannt. Die Kinder werden regelmässig ärztlich untersucht und erhalten medizinische Versorgung. Krankheiten, gegen die wir etwas unternehmen können, werden behandelt. World Vision hilft in vielen Ländern Meldesysteme aufzubauen, über die Ärzte, aber vor allem auch die lokale Bevölkerung die Möglichkeit haben, Fälle zu melden, in denen Kinder misshandelt werden. Ausserdem setzen wir dafür ein, durch Präventionsarbeit die Praktik der Mädchenbeschneidung zu bekämpfen.
Zahlen-Quelle: Weltgesundheitsorganisation WHO