Rund drei Autostunden von der Grossstadt Bulawayo entfernt liegt im Südosten Simbabwes die zerstreute Siedlung Mpumelelo mit rund 4 000 Einwohnern. Die Bevölkerung lebt teils in grosser Armut und erhält kaum Unterstützung von der Regierung. Dies bekommt auch die «Mpumelelo School» mit ihren rund 500 Schülerinnen und Schülern zu spüren: Es fehlt an Unterrichtsmaterial, technischen Einrichtungen sowie qualifizierten Lehrkräften. Nur ein Fünftel der Kinder schliesst die obligatorische Schule nach dem 9. Schuljahr mit Erfolg ab. Und ein noch kleinerer Anteil macht den High School-Abschluss (13. Schuljahr). Ohne diesen haben die Jungen aber kaum eine Chance nach der Schule in der desolaten Wirtschaft oder im Ausland eine Arbeit und Einkommen zu finden – sie bleiben gefangen in der Armut.
Initiative Schulleiterin sucht - und findet - neue Wege
Die Schulleiterin Vongai Masunda setzt alles daran, um die Situation in ihrer Schule zu verbessern. Sie hat bereits mehrere Förderprogramme für Mädchen lanciert sowie einen Informatikraum mit fünf Rechnern eingerichtet. World Vision Schweiz hat nun in der «Mpumelelo School» ein Pilotprojekt mit 20 ausrangierten iPads gestartet. In den nächsten Jahren sollen alle Klassen in den naturwissenschaftlichen und sprachlichen Fächern mit den neuen Lehr- und Lernmethoden ausgestattet werden. Ein 20-monatiges Pilotprojekt soll den Grundstein für diese neue Richtung legen. Durch das Projekt soll die Unterrichtsqualität verbessert und der Anteil erfolgreicher Schulabschlüsse markant erhöht werden. Die Lehrkräfte sowie die lokale Bevölkerung sind hoch motiviert, durch das Pilotprojekt moderne und wirksamere Lehr- und Lernmethoden einzuführen.
Tablet-Computer ermöglichen Zugang zu wertvollem Wissen
Fachlich wird das Pilotprojekt von einem Team der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) begleitet. Zwei Studentinnen der Pädagogischen Hochschule Luzern besuchten im Juli die Schule und setzten sich intensiv mit den Rahmenbedingungen der Schule auseinander. Während ihrem Einsatz in Simbabwe haben die beiden Schweizer Studentinnen die 35 Lehrkräfte und 10 Hilfslehrkräfte mit den iPads vertraut gemacht und ihnen die neuen Unterrichtsformen näher gebracht. Nicht nur für die Lehrerinnen und Lehrer war dies eine wertvolle Erfahrung: «Möglichst viele Studierende sollten diese Chance nützen können und sich auf das Abenteuer einlassen. Man bekommt nicht oft Gelegenheit, eine solche besondere Erfahrung zu machen», sagten die Studentinnen nach ihrem Aufenthalt.
Neue Unterrichtsformen für Entwicklungsprojekte
Das Projekt wird regelmässig evaluiert und kontinuierlich optimiert. Herausforderungen stellen die iPad-Geräte dar, welche nicht primär für ein solch ländliches Gebiet konzipiert sind und neben den Schul-Apps auch sonstigen Zugang zum Internet ermöglichen. Ausserdem sind die Tablets abhängig von einer Internetverbindung, die in jener Gegend oftmals nicht vorhanden ist. Deshalb musste für das Projekt ein Server in der Schule installiert werden. Auch die Wartung der iPads stellte sich als aufwendig heraus. Deshalb testet World Vision Schweiz neben den iPads noch 400 so genannte ZEduPads in einem Projekt in Sambia. Diese können von der lokalen Bevölkerung selber gekauft werden und sind auf deren Bedürfnisse abgestimmt. Ein essentieller Teil beider Pilotprojekte ist der Aufbau des Supports für die Geräte durch die Informatik-Verantwortlichen der Schule. Was sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt deutlich abzeichnet, ist die Wichtigkeit von neuen, modernen Unterrichtsformen in Entwicklungsprojekten. Denn eine qualitativ solide Grundausbildung ist einer der Schlüssel für eine nachhaltige Verbesserung der Situation eines einzelnen Schülers, seiner Familie und der gesamten Gemeinschaft.