Die 42-Jährige will sich nun vermehrt ihrer Familie widmen und sich als Botschafterin von World Vision Schweiz für Bildung in Entwicklungsländern engagieren. Im Interview spricht sie über Schmerz, Triumph und bewegende Momente.
Edith Wolf-Hunkeler, was hat Sie zum Rücktritt bewegt?
Ich leide an einer latenten Keilbeinentzündung, die Schmerzen im Wangen- und Stirnbereich verursacht. Ein seriöses Wettkampftraining für die WM in diesem Jahr war so nie möglich. Wenn ich an solchen Anlässen nicht mit der Spitze mitfahren kann, macht alles keinen Sinn.
Der Rücktritt knapp 17 Jahre nach ihrem ersten Medaillengewinn muss ebenfalls schmerzhaft sein.
Es war tatsächlich ein schwieriger Entscheid, den ich ja für mich ganz alleine treffen musste … Jetzt, da er gefällt ist, geht es mir aber sehr gut. Der Druck ist plötzlich weg. Und ich bin bereits ziemlich gespannt, was die Zukunft noch bringen wird.
Ist jetzt ganz Schluss mit Sport?
Sag niemals nie … (lacht) Spitzensport wird es wohl nicht mehr sein. Ich werde aber weiterhin trainieren, denn ich liebe und brauche diese Herausforderung.
Plötzlich haben Sie viel freie Zeit?
Täuschen Sie sich nicht, bei mir ist immer etwas los! Bestimmt habe ich jetzt aber noch mehr Zeit für meine Familie, die mir enorm viel bedeutet. Und ich möchte mich als Botschafterin von World Vision Schweiz vermehrt engagieren im Themenbereich Bildung für Kinder, die mir sehr am Herzen liegen. Auch Mobilität ist für mich ein grosses Thema – Fortbewegung, sowohl körperliche als auch geistige. Diese Themen bewegen mich, im Zusammenhang mit Kindern sowieso.
Welches war der für Sie bewegendste Moment im Leben?
Eindeutig die Geburt meiner inzwischen viereinhalbjährigen Tochter Elin!
Und Ihr grösster Triumph?
Der Sieg über mich selbst, mit allen Hochs und Tiefs. Den schönsten Medaillengewinn erlebte ich 2012 an den Paralympics in London. Die Stimmung damals war einfach überwältigend – unvergesslich!
Atemberaubendes Palmarès
Rollstuhl-Sportlerin Edith Wolf-Hunkeler gewann an Paralympics, Welt- und Europameisterschaften nicht weniger als 19 Titel! Die grössten Erfolge feierte sie mit dem Goldmedaillen-Gewinn über 5 000 m an den Paralympics 2012 in London sowie 2008 in Peking, wo sie den Marathon gewann. Darüber hinaus wurde sie 7 Mal zur Schweizer «Behindertensportlerin des Jahres» erkoren.