Mitte Juni hat in Nepal der Monsun begonnen. Trotz des Regens warten Betroffene des Erdbebens geduldig auf die Hilfsgüter-Verteilung von World Vision.
Fast zwei Monate nach dem verheerenden Erdbeben bedroht in Nepal nun der Monsun die Betroffenen. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wann startet der Monsun in Nepal und wie lange dauert er? Normalerweise beginnt der Monsun in Nepal Mitte Juni und dauert bis im September. Dieses Jahr hat er sich um einige Tage verspätet, ist jetzt aber voll eingetroffen. Während des Monsuns bläst der Wind aus südöstlicher Richtung und bringt viel Regen ins Land. Die regionale Verteilung des Niederschlags variiert jedoch stark. In Pokhara, im Zentrum des Landes fallen in den vier Monaten über 3000 mm Niederschlag*. In Kathmandu noch 1000 mm und im Nord-Westen fast gar nichts. Zum Vergleich: In Zürich fällt pro Jahr im Schnitt etwas über 1000 mm Niederschlag. Die Temperaturen fallen in ganz Nepal und die Luftfeuchtigkeit erhöht sich.
Was sind die Auswirkungen der Regenzeit? Die starken Regenfälle haben vor allem im Osten des Landes zu ersten Erdrutschen geführt. Dabei wurden mindestens 38 Menschen getötet, 8 sind schwer verletzt und 23 vermisst. Weitere Erdrutsche sind zu erwarten. Experten warnen, dass diese gerade nahe der Epizentren der Erdbeben besonders heftig sein könnten. Dadurch würden viele Zufahrtsstrassen in abgelegene Gebiete unpassierbar. Durch den Monsun verschlimmern sich die ohnehin schwierigen Verhältnisse der Betroffenen weiter. Sollten die Menschen keine sicheren, und vor allem trockenen, Unterkünfte haben, besteht die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten.
Wie sieht die Arbeit von World Vision aus? Das Kinderhilfswerk hat bisher 73 579 Betroffene mit Not- und Katastrophenhilfe unterstützt. Unter anderem wurden 22 400 Planen, 2 500 Decken, 9 000 Haushalts-Kits, fast 9 900 Hygiene-Kits, 17 300 Moskito-Netze, 4 900 Solarlampen und 2 209 050 Wasser-Entkeimungs-Tabletten und Lebensmittel für 1 500 Familien verteilt. Schon vor Beginn des Monsuns wurden Güter in Verteilzentren in abgelegenen Gebieten gebracht, die dann mittels Helikopter in einzelne kleine Dörfer geflogen wurden. 80 % der Schulen wurden durch die Beben beschädigt. World Vision wird in den nächsten drei Monaten 54 temporäre Lernzentren eröffnen. In diesen finden Kinder einen sicheren Ort zum Lernen. Zudem besuchen fast 2 300 Kinder 31 Kinderschutzzonen.
Wodurch werden die Betroffenen vor dem starken Regen geschützt? In den am stärksten vom Erdbeben betroffenen Gebieten sind praktisch alle Häuser beschädigt und nicht mehr bewohnbar. Darum ist es extrem wichtig, den Familien eine sichere und vor allem trockene Unterkunft zu garantieren. Die sogenannten Shelter Kits (Ausrüstung für Notbehausungen) beinhalten zwei starke Planen und reissfeste Seile. Damit sind die Betroffenen provisorisch vor Wind und Wetter geschützt. Der Wiederaufbau der Häuser muss jedoch so schnell wie möglich erfolgen. World Vision treibt den Wiederaufbau mit langfristigen Entwicklungsprojekten voran.
*: Als Niederschlagsmenge bezeichnet man das Volumen der Flüssigkeit bezogen auf die Fläche. Sie wird in Litern pro Quadratmeter, resp. Millimetern angegeben.