4 Jahre Syrienkrieg: Warum Jalel nicht aufisst

15. März 2015

Jalel teilt sein Essen mit seinen Eltern

Das Wenige, was Jalel hat, teilt er mit seinen Eltern. Zum Beispiel das tägliche Essen, welches der syrische Flüchtlingsjunge in der Schule in Jordanien erhält.

Jalel ist anders als die Kinder in seiner Klasse. Er ist kleiner als die meisten, sitzt zurückgezogen, meist etwas abseits, und rollt mit vorsichtigen Fingern die Folie seines Sandwiches ab. Langsam beisst er hinein und kaut, während er seinen Klassenkameraden dabei zusieht, wie sie kichern und schwatzen. Er schluckt, rollt die Folie noch einmal ein Stück runter, beisst ein zweites Mal ab. Dann packt er das Sandwich wieder ein.

Wer in einen Raum voller Kinder kommt, die den Schrecken des Krieges gesehen haben, der steht jungen Menschen gegenüber, die viel zu schnell gealtert sind. Sie versuchen, so gut es geht, zurechtzukommen mit dem, was sie erlebt haben. Sie tragen Verantwortung, die eigentlich Erwachsene tragen müssten. Viele von ihnen sind in einem Zustand extremer emotionaler Aufgewühltheit - voller Trauer und Wut. 

Jalels Lehrerin Layla erzählt, dass Jalel jeden Tag den Grossteil seines Sandwiches aufbewahrt. Er isst einige Bissen selbst, den Rest nimmt er mit nach Hause. Als Einzelkind packt er das Sandwich nicht für seine Geschwister ein, sondern für seinen Vater und seine Mutter. Viele Kinder in den Förderklassen von World Vision bekommen dort die einzige Mahlzeit, auf die sie zählen können. Die meisten schlingen das Essen blitzschnell hinunter. Wer kann es ihnen verdenken – sie haben Hunger und warten sehnlichst auf diese tägliche Ration. Aber Jalel sorgt sich mit seinen fünf Jahren nicht um seinen, sondern um den Hunger seiner Eltern.

Die Schule – ein Ort der Stabilität
Jalels Eltern sind dankbar für die Aufmerksamkeit, die Lehrerin Layla ihrem Sohn schenkt. «Sie hat von unserer Situation erfahren, klopfte an unsere Tür und teilte uns mit, dass Jalel zur Schule gehen könne», berichtet seine Mutter. In Jordanien stellen allein die Fahrkosten zur Schule für geflüchtete Familien oft eine unüberwindbare Hürde dar, denn die meisten haben kein Einkommen.

Der Förderunterricht von World Vision legt den Schwerpunkt nicht nur darauf, dass die Kinder wichtige Unterrichtsinhalte nachholen, die sie aufgrund ihrer Fluchtsituation verpasst haben. Es geht auch darum, zu gewährleisten, dass die Kinder sicher zur Schule und wieder nach Hause kommen und dass sie etwas zu essen erhalten. Für Familien, die geflohen sind und dabei alles ausser das, was sie am eigenen Leib trugen, zurücklassen mussten, ist die Schule das einzig Stabile, auf das sie sich verlassen können.

Eine langfristige Lösung ist das nicht. Vier lange Jahre wütet der Konflikt nun schon in Syrien. Er hat Menschen wie Jalels Familie in eine Lage gebracht, die sie sich nie hätten vorstellen können. Die kämpferischen Auseinandersetzungen haben mehr als zwei Millionen Kinder aus Syrien vertrieben. Die Förderklassen geben wenigstens ein paar Kindern ein Stück Bildung und ein kleines Stück Hoffnung auf die Zukunft zurück.

2014 – das schlimmste Jahr im Syrienkonflikt
Heute jährt sich der Ausbruch zum Konflikt zum vierten Mal. Trotz UNO-Resolutionen erlebten Syrer 2014 das schlimmste Jahr seit Ausbruch der Katastrophe. Mindestens 76 000 Menschen starben alleine im letzten Jahr – von insgesamt 220 000 Todesopfern. Die ernüchternden Fakten offenbaren, in welchem Ausmass die Konfliktparteien, Mitglieder des Sicherheitsrates und andere UN-Mitgliedsstaaten die Resolutionen ignoriert oder untergraben haben. Im Bericht «Failing Syria» vergleichen 21 Nichtregierungsorganisationen – darunter World Vision, Save the Children und Oxfam – das, was die Resolutionen im Einzelnen forderten, mit dem, was seither geschehen ist. Sie stellen dabei der UNO ein vernichtendes Zeugnis aus. Die NGO rufen die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, insbesondere die Mitglieder des Sicherheitsrates, dazu auf, den Resolutionen endlich durch Taten Geltung zu verschaffen.

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